Dieser Beitrag basiert großteils auf den Recherchen von Oswald Mederle, welche im Detail unter
Die Sperre Klausen-Villnöß 1914-1915 und Pioniere in Teis zu finden sind.
Zum Bau der Befestigungsanlagen wurden anfangs Militärarbeiter-Abteilungen der Genie-Direktion Brixen und bezahlte Freiwillige (darunter auch viele „aus der Intelligenz“) eingesetzt. Auch den nicht eingerückten Männern von Teis und Umgebung bot sich hier eine willkommene Arbeitsmöglichkeit. Die Bautrupps wurden von Offizieren und Ingenieuren befehligt.
Später wurden Arbeiter herangezogen, die unter das Kriegsdienstleistungsgesetz fielen.
Das Kriegsdienstleistungsgesetz, bereits 1912 eingeführt, verpflichtete alle Untertanen des Kaisers zur Dienstleistung im Kriegsfall. Am 26. Juli 1914, also zwei Tage vor der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien (Beginn des 1. Weltkrieges), wurde das Kriegsdienstleistungsgesetz in Kraft gesetzt. Mit diesem Gesetz wurden Betriebe unter Aufsicht der Heeresverwaltung gestellt. Das Ziel war die Ausrichtung der Produktion auf die Interessen der Kriegführung. Auf der Basis dieses Gesetzes wurden nach und nach nahezu alle arbeitsfähigen männlichen Zivilpersonen im Alter von bis zu 50 Jahren für die Produktion kriegswichtiger Güter – bei Kündigungsverbot – herangezogen. Es galt das Militärstrafgesetz. Die Arbeiter wurden für ihre Tätigkeit nach ortsüblichen Tarifen für Arbeitsleistungen gleicher Art entlohnt.
Solche Arbeitskräfte wurden aus der gesamten Monarchie rekrutiert, speziell aber aus dem östlichen Teil von Österreich-Ungarn. In Teis waren wahrscheinlich Ruthenen im Einsatz, die Ostslawen der Habsburgermonarchie. Sie wurden ins Hinterland verfrachtet, da man sie aus den Frontgebieten evakuiert hatte oder aber an ihrer Zuverlässigkeit zweifelte.
Ab Jänner 1915 fanden in Teis zudem Instruktionskurse für Truppenpioniere statt, sodass in den Schützengräben zusätzliche Sappeure und zur Ausbildung entsandte Kaiserjäger-, Landesschützen- und Standschützenzüge arbeiteten.
Aus den Dokumenten gehen in Bezug auf die beim Stellungsbau in Teis Beschäftigten folgende Zahlen hervor (Zeitraum Jänner-März 1915):
Standort | Zeitpunkt | Offiziere | Sappeure, später Infanteristen | Freiwillige Arbeiter | Tragtiere |
Theis – Villnöß | 10. Jänner 1915 | 4 | 40 | 60 | 2 |
9. Februar 1915 | 3 | 130 | 200 | – | |
24. Februar 1915 | 3 | 136 | 210 | 8 | |
9. März 1915 | 3 | 136 | 240 | 22 | |
24. März 1915 | 3 | 90 | 230 | 22 |
Ab Juni 1915 sind nur mehr Kriegsdienstleistungs-Arbeiter in den Protokollen angeführt. Für den Zeitraum vom 6. bis 24. Juni 1915 konnte der
Arbeiterstand in der Sperre Teis-Verdings, also im gesamten Bauabschnitt, genau ermittelt werden:
Standort | Zeitraum | Kriegsdienstleistungs-Arbeiter | Freiwillige Arbeiter | Kriegsgefangene | Landsturm-Arbeiter |
Theis – Verdings | 6.-17. Juni 1915 | 250 | keine | keine | keine |
18.-19. Juni 1915 | 500 | keine | keine | keine | |
20.-21. Juni 1915 | 300 | keine | keine | keine | |
ab 25. Juni 1915 | nicht bekannt | keine | keine | keine |
Am 23. Juni wird berichtet, dass eine Arbeiterabteilung nach Landro (1. Verteidigungslinie) abkommandiert werden musste, am 27. Juni 1915
wird im Ausrüstungsbericht der Geniedirektion Brixen über die Arbeiten in Bezug auf Teis-Villnöß-Verdings vermerkt:
Hier ruht die Arbeit, da die Arbeitskräfte abgezogen wurden und dies im Allgemeinen…
Für die Unterbringung der Arbeiter wurden auf verschiedenen Höhenstufen Baracken errichtet, zur Verpflegung waren Feldküchen eingerichtet. Eine dieser Küchen befand sich im Unterstand am Wetterkreuz, eine weitere mit vier Kochstellen wurde am Mesner Boden gefunden.
Mangel an Arbeitskräften, Aufsichtspersonen und Material
Die Befestigungsarbeiten an der 2. Linie mussten ohne Störung der Arbeiten an der 1. Linie erfolgen. Doch nicht nur das stellte die Tiroler Landesverteidigung vor große Herausforderungen: Immer wieder kam es witterungsbedingt zu Problemen und es mangelte auch an zeitlichen, materiellen und v.a. personellen Ressourcen. Die Zahl der Freiwilligen lag zwischen der Hälfte und einem Drittel der erwarteten, die Militärarbeiter-Abteilungen wurden zum Truppendienst abgezogen, es fehlte an Genieoffizieren.
Von Seiten des k.u.k. Militärkommandos Innsbruck gingen Schreiben ans Kriegsministerium in Wien mit der Bitte um Abhilfe. Man bat um Zuteilung von Flüchtlingen und freiwerdenden Kräften aus anderen Gebieten. (Vorbehalte hatte man allerdings gegenüber der Zuweisung von politisch unverlässlichen Arbeiterabteilungen aus dem südlichen Trentino, von denen man zusätzlich annahm, dass sie Seuchen einschleppen könnten!)
Es mangelte aber auch an qualifiziertem Aufsichtspersonal. In einer Notiz wurde angemerkt, dass die Verwendung ziviler Aufsichtsorgane über die Arbeiterabteilungen bei den Befestigungsarbeiten schlimme Erfahrungen, wie beispielsweise Widersetzungen der Zivilarbeiter, gezeigt habe.
Wien versprach Abhilfe. Man stellte in Aussicht, nordböhmische Arbeiter zur Verfügung stellen zu können. Die Landsturm-Sappeur-Abteilung 1/14 in Bozen sei für besondere technische Arbeiten, z.B. für Sprengungen, zu verwenden. Auch was die Sprengmunition anbelangte, versprach das Kriegsministerium, das Möglichste zu unternehmen. Und um Widersetzungen der Zivilarbeiter zuvorzukommen, setzte der Kommandant der Tiroler Landesverteidigung Offiziere der Landsturm-Sappeure-Abteilung 1/14 in Bozen zu Aufsichtsdiensten ein, also aus jener Abteilung, die – neben anderen – zu Ausbildungszwecken in den Teiser Schützengräben weilte.