für die technische Ausbildung von Infanteriepionieren

Dieser Beitrag basiert großteils auf den Recherchen von Oswald Mederle, welche im Detail unter
Die Sperre Klausen-Villnöß 1914-1915 und Pioniere in Teis zu finden sind.

Ab Jänner 1915 wird der Bau der neuen Stellungen rund um Teis genutzt, um mehrwöchige Instruktionskurse für Stellungsbau abzuhalten. Gelehrt und geübt werden Sprengwesen, Notbrückenbau und Feldbefestigung. Die hier ausgebildeten Pioniere sollten die erworbenen Kenntnisse im Feld- und Festungskrieg anwenden und sie auch innerhalb der Stammtruppe weitergeben. Das k.u.k. Militärkommando Innsbruck verfügt hierzu:

Über den Grad der Ausbildung, den die Mannschaft in den Instruktionskursen für Infanteriepioniere erreicht hat, dann über die Anzahl der pro Bataillon ausgebildeten Offiziere und Mannschaften, Übungsverhältnisse, Instruktoren ect. ist dem Militärkommando bis 20. Jänner 1915 kurz zu berichten.

Am 15. Jänner 1915 verfasst Oberleutnant Ettmayer einen solchen Bericht. Er listet nicht nur die am 1. Pionierkurs in Teis teilnehmenden Einheiten mit ihren Vorgesetzten auf, sondern auch die „Unterrichtsfächer“ und die Bewertung der erbrachten Leistung. Der angefügte Antrag und die Schlussbemerkung weist allerdings auf eine gewisse Unzufriedenheit des Ausbildners hin…
KA. FA. NFA. GAR. Italien Front Gruppenkommando Bozen K. 1258

Mit Rücksicht auf die in Theis herrschenden günstigen Ausbildungsverhältnisse einerseits, die noch notwendige Vertiefung der Ausbildung andererseits wird der Antrag gestellt, die ganze Abteilung auch noch weitere 14 Tage in Theis vereinigt zu lassen.

KA. FA. NFA. GAR. Italien Front Gruppenkommando Bozen K. 1258
Am 23. Jänner 1915 antwortet Feldmarschallleutnant Können-Horak vom k.u.k. Militärkommando Innsbruck mit folgenden Zeilen:

Das Militärkommando hat (…) mit Befriedigung ersehen, dass der technischen Ausbildung allseits das größte Augenmerk zugewendet wurde und auch die erzielten Ausbildungsresultate vollauf entsprechen. (….) Den in den Instruktionskursen ausgebildeten Offizieren obliegt nunmehr die technische Ausbildung der gesamten Mannschaft in den einfachsten technischen Verrichtungen und in der geschickten Handhabung der langstieligen Werkzeuge. In Zukunft ist es anstrebenswert, dass pro Kompanie 8 ausgebildete Pioniere vorhanden sind. (….)

KA. FA. NFA. GAR. Italien Front Gruppenkommando Bozen K. 1258
Besichtigungsbesuche zu Lehrzwecken
Die Schulungsstellungen in Teis wurden von interessierten Besuchern aus der näheren und ferneren Umgebung in Augenschein genommen und zu Lehrzwecken genutzt. So lesen wir im Tagebuch des k.k. Standschützen-Bataillons Bozen:

2. März 1915
Mehrere Offiziere, ferner Chargen und Mannschaften der Pionierabteilung begeben sich zur Besichtigung der Feldbefestigungsanlagen nach Theis bei Klausen.

21. März 1915
Es findet eine zweite Besichtigung der Feldbefestigungen in Theis statt, es beteiligen sich hieran mehrere Offiziere und Standschützen des Bataillons.

Archiv Mederle, Brixen
Ein Kurs folgt dem nächsten…

Nachdem der 2. Instruktionskurs in Teis mit 12. April 1915 zu Ende geht, beginnt bereits am 15. April der dritte. Er setzt sich aus Abteilungen folgender Einheiten zusammen:

  • Brigade Kommando Bozen
  • Landsturm-Sappeur-Abteilung I/14, Bozen
  • Ersatz-Bataillon Landesschützen Regiment Nr. II, Bozen
  • Ersatz-Bataillon 2. Regiment Tiroler Kaiserjäger, Brixen
  • Sub-Rayon I, Pionierabteilung Prad/Vinschgau
  • Genie-Direktion Brixen
  • Militärkommando Innsbruck

Im Schreiben vom 10. April 1915 gibt das k.u.k Gruppenkommando Bozen dazu genaue Anweisungen:

Insgesamt 22 Mann und ein Offizier verbleiben als Instruktoren für die neu Auszubildenden in Theis zurück (in Verpflegung bei der Landsturm-Sappeur-Abteilung).
Die neu Auszubildenden haben mit Menage bis 15., mit Löhnung etc. bis 20. dieses Monats verpflegt, am 15. d. Monats in Theis bei Klausen einzutreffen und sind der Landsturm-Sappeur-Abteilung 1/14 dortselbst in Verpflegung zu übergeben.
Ausrüstung: Marschadjustierung ohne die technische Ausrüstung, jeder Mann 2 Decken, einen leeren Strohsack mit Kopfpolster. Die technische Ausrüstung erhalten diese Abteilungen von der Geniedirektion in Brixen.

KA, MB, Geniewesen, Tiroler-Sperren, 14. Korps, K. 3
KA, NFA, GAK, it-Front, GK Bozen, K 1258
Dies ist der letzte Ausbildungskurs in Teis, von dem wir Kenntnis haben. Dass die Arbeiten an den Befestigungsanlagen jedoch mit aller Kraft weiter vorangetrieben wurden, wissen wir aus den Aufzeichnungen von Oberleutnant der Reserve Franz Ortner und seinem Eintrag vom

10. Mai 1915:
Abmarsch 6.30 früh durch das Villnössertal. Hier wird überall fest gearbeitet und betoniert, um Schützengräben und Geschützstände fertig zu bringen. Der Krieg mit Italien wird unausbleiblich sein…

Mit der Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn am 23. Mai 1915 war die Zeit der Ausbildung vorbei. Nun wurde jede Kraft gebraucht, um die Stellungen an der neuen Front zu halten. Die Theorie hatte der Praxis Platz zu machen…
Die Ausrüstung: Werkzeug und Sprengmittel

Pioniere und Sappeure (vom italienischen „zappa“ d.h. Hacke) waren für die technischen Arbeiten des Festungskrieges zuständig: Errichtung von Feldbefestigungen, Verhauen, Notbrücken und Stegen, Straßen und Telegraphenbau, Instandsetzungsarbeiten, Sprengwesen… Auch hatten sie durch Wegräumen von Hindernissen den Truppen den Weg zu bahnen. Das dazu notwendige Werkzeug („Schanzzeug“) wurde mittels Fuhrwerken geliefert und vor Ort wenn nötig von den Soldaten in Futteralen am Körper getragen.

Ein Infanterie-Sappeur-Trupp in voller Feldausrüstung:

Foto: M. Christian Ortner „Sturmtruppen“

Am 17. Februar 1915 ordnet das k.u.k. Militärkommando Innsbruck dem k.u.k. Gruppenkommando Bozen eine Neuaufstellung der Tiroler Schanzzeugkolonnen an. Die Beilagen zu dieser Anordnung geben Aufschluss über die Ausrüstung und damit über die Gerätschaften, mit welchen ein Sappeur umzugehen lernen musste:

KA, NFA, GAK, it-Front, GK Bozen, K 1258

Die Sappeur-Offiziere mussten nicht nur auf allen Gebieten der Ingenieurswissenschaften und deren praktischen Anwendungen auf die Kriegstechnik bewandert sein, auch Improvisationstalent und rasche Auffassungsgabe waren für einen Sappeur-Offizier unerlässlich.