Bereits ab 1913 rückte das Konzept einer 2. Verteidigungslinie und der damit verbundenen Feldbefestigungen an strategisch wichtigen Punkten im Süden und Osten Tirols wieder in den Fokus der Landesverteidigung und der Geniedirektionen Brixen, Trient und Riva. Im Brixner Raum waren dies die altbekannten Gebiete zwischen Valser Joch und der Hochfläche von Natz-Schabs, um Franzensfeste, vom Scheibenberg bis zum Ochsenhügel und im Süden die Sperre Klausen-Villnöss.
1914
Eines der ersten Dokumente, das eine Wiederaufnahme der Planungen dokumentiert, ist die nachstehende Landkarte, auf der die Stellungen Verdings – Theis eingezeichnet sind.
Die auf den 28. März 1914 datierte Militärlandkarte zeigt die geplanten und, wie wir später sehen werden, auch großteils errichteten Feldstellungen zwischen Verdings und Teis. Allerdings wurden aus strategischen Gründen Teilverschiebungen am Anlagenverlauf vorgenommen.
Die nachstehenden Dokumente stammen aus Berichten über den Arbeitsstand der Feld-Befestigungsarbeiten oder den Arbeitsrapporten der Brixner Geniedirektion an das k.u.k. Militärkommando Innsbruck. Einige der Rapporte gingen im Zeitraum 28. August 1914 bis 23. Mai 1915 auch direkt an den Koordinator der Süd-West-Verteidigung, General der Kavallerie Franz Rohr.

Titelblatt des ersten Bericht-Dokumentes, in dem die Sperre Klausen während des 1. Weltkrieges Erwähnung findet. Es ist von Oberstleutnant Lempruch unterschrieben und durch Generalmajor Friedl von der k.u.k. Befestigungsbaudirektion Innsbruck gegengezeichnet.
25. August 1914
Unter Punkt 5, Absatz a) Klausen kann man Nachstehendes lesen:
Freiwillige Arbeiter, Werkzeug und Material für morgen, 26., Nachmittag sichergestellt, Linienzug von Geniedirektion (Brixen, N.d.V.) angegeben, der Bau der Anlage beginnt morgen Nachmittag (Fort. Werkführerassistent Schmidt und 1 Fort. Werkmeister).
Oberst von Schliessler dürfte noch morgen Nachmittag persönlichen Einfluß auf den Bau nehmen. Näheres im nächsten Bericht.
28. August 1914

Der im Bericht vom 28. August 1914 ausdrücklich angeführte Hinweis, dass „beim Baue dieser Befestigungen … viele freiwillige Arbeiter aus der Intelligenz“ teilnahmen ist zusätzlich erwähnenswert.
1. September 1914
Aus der genetischen Skizze der Geniedirektion Brixen sind nicht nur alle Namen der Rekognoszierer, Projektanten, Bauleiter und ihre Pläne ersichtlich, sondern auch Baubeginn und Baubeendigung.
Rekognosziert und projektiert hatte Festungsartillerie-Werksassistent Schmidt, ab 29. November 1914 Sappeur-Hauptmann Brandmayer.
Die Oberleitung wurde Oberstleutnant von Lempruch übertragen.
Vom 26. November 1914 bis 30. Jänner 1915 hatte Festungsartillerie-Werksassistent Schmidt auch die Bauleitung über, ab 31. Jänner 1915 bis zur Baueinstellung Oberleutnant Ettmayr.
Die erste Bauphase begann am 26. August 1914 und endete am 8. September 1914.
Die zweite Bauphase begann am 8. September desselben Jahres.
Legende: rot = teilweise eingedeckte Infanteriestellungen, blau = feldmäßige Draht- oder Stacheldrahthindernisse
Auf der obigen Teilansicht der Landkarte Klausen und Umgebung 1:75.000 sind die ersten zur Ausführung gekommenen, feldmäßigen Verteidigungsanlagen ersichtlich. Für deren Verteidigung war eine Besatzung von einem Bataillon mit zwei mobil verwendbaren Feldgeschützen vorgesehen.
Die beiden Infanteriestellungen zwischen Latzfons und Garn wurden nicht ausgeführt, denn sie sollten gegebenenfalls von der Besatzung selbst ausgebaut werden. Es wurde zudem vorgeschlagen, die Artillerie mobil zu verwenden, so beispielsweise auf der vorhandenen Gufidaunkuppe.
Dass nicht alle derselben Meinung waren, kann man aus dem von Oberstleutnant Lempruch am 1.September 1914 verfassten und unterschriebenen Dokument samt einer beigelegten Skizze entnehmen. Laut seiner Auffassung musste man für die Besetzung der Stellungen am rechten Eisackufer (Klamm-Verdings) 1¾ Kompanie und 1 Kompanie als Reserve in Feldthurns bereitstellen. Für die Besetzung des linken Eisackufers 1 Kompanie für Stellungen bei Gufidaun und für die kleinen, dem Ort Gufidaun vorgelagerten Stützpunkte bis in die Höhe „Zicker“ 1 ¼ Kompanie vorsehen. Nicht zuletzt schlug er vor, oberhalb der Brücke nach Villnöss eine Fähre herstellen zu lassen, welche bei allfälliger Zerstörung der Brücke als Verbindung der beiden Ufer dienen konnte. Material war in der Nähe ja sowieso genug vorhanden.
Um seine Meinung optisch untermauern zu können, gab er seinem Bericht auch eine Skizze im Maßstab von 1:25.000 bei.
In der nachstehenden Skizze des rechten Eisackufers sind unter den Nr. XV und XVI die erst im Ernstfall auszuführenden Stellungen hinter Garn ersichtlich.

Legende rechter Flügel (Feldthurner Seite) der Sperre Klausen-Villnöss
I | Stützpunkt mit ausgedehnten Infanteriedeckungen für 1½ Zug und Scheinbauten |
Ia | Stützpunkt mit teils eingedeckten, teils ungedeckten Infanteriedeckungen für 1 Zug |
II | Stützpunkt mit teils eingedeckten, teils ungedeckten Infanteriedeckungen für 2 Züge mit Scheinbauten |
III | Stützpunkt mit teils eingedeckten, teils ungedeckten Infanteriedeckungen für ½ Zug |
IV | zwei Stützpunkte mit teils eingedeckten, teils ungedeckten Infanteriedeckungen für 1 Zug |
V | Stützpunkt mit teils eingedeckten, teils ungedeckten Infanteriedeckung für ½ Zug |
XV & XVI | durch eigene Besatzung nach Bedarf erst herzustellende Infanteriedeckungen für 1 bis 2 Züge |
Artillerie: mobile Verwendung, da Aufstellungsplatz im Terrain vorhanden
xxxxxxxxxx = feldmäßige Drahthindernisse
A) Eventuell herzustellende Floße, wofür Holz zur Zusammensetzung eines starken Floßes dortselbst am linken Ufer, das Drahtseil am Straßengeländer nächst Klausen vorhanden sind.
Unterschrift: Schmidt Oberst
Auf der nachstehenden Skizze des linken Eisackufers scheinen die vorgeschobenen Stützpunkte VIII bis XIV „Zicker“ samt den Stellungen von Putzen bis ans Eisackufer aals bereits mit Stacheldraht gesichert auf. Allerdings scheinen eine Stellung im Dorf Gufidaun, bei Schloss Sommersberg, und die Stellung im Villnösserbach entweder noch nicht errichtet oder aber ungesichert zu sein. Von der späteren Variante Nafen-Theis existiert noch keine Spur.

Legende linker Flügel (Gufidauner Seite)
VI & VII | zwei Gruppen kleine Stützpunkte teils offen, teils eingedeckte Infanteriedeckung für 1½ Zug |
VIII & XIV | kleine Stützpunkte zur Hälfte eingedeckt für je ¼ Zug |
Artillerie: mobile Verwendung, da Aufstellungsplatz im Terrain vorhanden
xxxxxxxxxx = feldmäßige Drahthindernisse
A) Eventuell herzustellende Floße, wofür Holz zur Zusammensetzung eines starken Floßes dortselbst am linken Ufer, das Drahtseil am Straßengeländer nächst Klausen vorhanden sind.
Unterschrift: Schmidt Oberst
1. September 1914
Im Bericht zum Stand der Befestigungsarbeiten vom 1. September 1914 scheint der Verfasser noch etwas unkundig über diesen Teil des Eisacktales zu sein, denn er verwechselt das Eisack- mit dem Rienzufer.

5. September 1914
Im Bericht vom 5. September 1914 ist bereits eine weitgehende Fertigstellung der Verteidigungsanlagen angekündigt, bei einer genaueren Durchsicht bemerkt man aber, dass weder die vorgeschlagene Ausdehnung bis Garn noch die als wesentlich erachteten Vorposten bei Gufidaun fertig waren. Gemäß den Berichten vom 12., 19. und 27. September 1914 scheinen die Arbeiten jedoch schon abgeschlossen zu sein.

12. September 1914

19. September 1914

27. September 1914

Was die Unterkünfte bzw. Winterversorgung bei den feldmäßigen Anlagen anbelangt, berichtet die k.u.k. Geniedirektion in Brixen an die k.u.k. Befestigungsbaudirektion in Innsbruck am 27. September 1914 über die getroffenen Maßnahmen, dass in der Sperre Klausen-Villnöss die zahlreichen Wohnhäuser und beheizbare Hütten in günstiger Lage zur Kampfstellung besondere Unterkunftsvorsorgen überflüssig erscheinen lassen.
3. Oktober 1914
Mit Datum 3. Oktober 1914 scheinen laut Berichten alle im Umkreis des Eisacktales liegenden Feldbefestigungen fertig. Dass dies nicht der Wahrheit entsprach, werden wir bald sehen. Die gleichlautende Meldung erhält die k.u.k. Befestigungsbaudirektion in Innsbruck auch am 9. Oktober 1914.

Eine Änderung steht bevor
Mit 17. Oktober 1914 scheint sich in den Überlegungen der höheren Kommanden bezüglich Sperre Klausen – Villnöß etwas geändert zu haben, denn man bestätigt nochmals deren Fertigstellung, aber man spricht nun über eine Rekognoszierung für eine 2. Verteidigungslinie am linken Flügel. „Die Rekognoszierung Linie Nafen – Theis wird im Sinne der mir erteilten, mündlichen Weisungen des Herrn Befestigungsbaudirektors, in den allernächsten Tagen durchgeführt. Bericht folgt“.
Oberstleutnant Lempruch befolgt eine mündliche Anordnung vom 13. Oktober 1914 und macht mit Oberleutnant Franz Buchecker eine Rekognoszierung im Teiser Gebiet mit der Aufgabe festzustellen, ob die Verlegung des linken Flügels der Sperre Klausen – Villnöß in die Linie Teis – Nafen durchgeführt werden könnte. Das Ergebnis hält er schriftlich in dem weiter unten reproduzierten Bericht vom 22. Oktober 1914 fest.
Bereits mit 21. Oktober 1914 ist die nachfolgende Skizze der k.u.k. Geniedirektion Brixen zur Verlegung des linken Flügels der Sperre Klausen-Villnöss datiert. Die Skizze wurde von Oberstleutnant Lempruch offensichtlich nach seiner Rekognoszierung angefertigt und unterzeichnet.
22. Oktober 1914
Nachstehend wird der Rekognoszierungsbericht des Obstlt. Lempruch vom 22. Oktober 1914 im Original vollständig wiedergegeben. In roter Farbe unterstreicht Generalmajor Friedl die wichtigsten Passagen und fügt kurze Kommentare hinzu. Als „1. Beilage“ kann der obige Plan vom 21. Oktober 1914 angesehen werden.
Am 17. November 1914 versah der Gruppenleiter im Generalstabsbüro das Deckblatt des Aktes vom 20. November 1914 mit der handgeschriebenen Anmerkung: „Soviel ich nach der Karte beurteilen kann, erscheint mir auch als rechter Flügel die Stellung bei Verdings besser als jene bei Pedratz (südlich Feldthurns, A.d.V.). Daher einverstanden.“
Unterschrift: Pf.
Im Faszikel mit der Präs. Nr. 5524 des Militärkommandos Innsbruck vom 1. November 1914, wurde in roter Farbe auf dem Umschlag zusätzlich händisch „Dringend – da die Ausrüstung ehestens erfolgen soll“ geschrieben. Weiters hatte man die bezüglichen Unterlagen an das Büro von Generalstabschef Konrad von Hötzendorf weitergeleitet, wo sie am 31. Oktober 1914 eintrafen.
Auf der Innenseite des Faszikels wurde in schwarzer Tinte per Hand angemerkt:
Gruppen-Kommando Bozen
„Der ostufrige Teil der feldmäßigen Befestigung bei Klausen bedarf einer Korrektur, da bei der dermaligen Situierung das Villnöss-Tal nicht gesperrt wird und die Stellung in ihrem linken Flügel vom Tschanberg aus stets gefährdet ist. Der beiliegende Rekognoszierungsbericht ist zu überprüfen. In dem bezüglichen Gutachten ist zum Ausdrucke zu bringen, ob nicht auch der westufrige Teil, bestens über Verdings-Latzfons zu führen wäre. Die Angelegenheit ist dringend, da die Ausführung ehestens erfolgen soll.“
Leider ist als Anmerkungssignatur nur ein großes „R“ erkennbar.
24. Oktober 1914
Auf dem nachfolgenden Dokument mit Kurrentschrift seitlich hinzugefügt:
„Seine Exzellenz (gemeint dürfte dabei G.d.K. Franz Rohr, Kommandant der gleichnamigen Heeresgruppe und Koordinator der Süd-West-Verteidigung, also gegen Italien, sein. N.d.V.) hat an Ort und Stelle ebenfalls den Eindruck gewonnen, dass der Ostflügel der Anlage (Klausen-Villnöss, A.d.V.) verunglückt ist. Das Gruppen-Kommando Bozen wäre zu beauftragen nochmals dort zu rekognoszieren, das Ergebnis sei umgehend zu melden.“ Unterschrieben: Pf

Das k.u.k. Militärkommando Innsbruck erhält am 29. Oktober 1914 den vom Gruppen-Kommando Bozen in Auftrag gegebenen Rekognoszierungsbericht der Sperre Klausen mit Schwerpunkt Villnößtal, welcher durch die Geniedirektion Brixen ausgeführt wurde. Dieser Bericht wurde dann am 11. November 1914 dem Faszikel „Sperre Klausen“ beigelegt und General Rohr zur Begutachtung überreicht.
Mit 31. Oktober 1914 hatte man im Arbeitsbericht der Geniedirektion Brixen unter „Punkt 3) Sperre Klausen-Villnöß“ die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass, sobald die Entscheidung des k.u.k. Militärkommandos Innsbruck über die beantragte Verlegung des linken Flügels der Sperre in die Linie Nafen – Teis erfolgt sei, bei einer zu erwartenden Schönwetterperiode die Bauarbeiten sofort in Angriff genommen werden können.
4. November 1914
Das k.u.k. Militärkommando Innsbruck berichtete zum Stand der Ausrüstungsarbeiten am 82. Ausrüstungstag, dass der in den letzten zwei Oktoberwochen niedergegangene, andauernde und sehr heftige Regen Arbeitsverzögerungen und größere Schäden an den im Erdreich ausgeführten Befestigungsanlagen verursacht haben. Im Bereich der Geniedirektion Brixen, 2. Linie, erwarte man Ergänzungsarbeiten in der feldmäßigen Sperre Klausen – Villnöß, und zwar von Nafen bis Theis.
Gezeichnet Können-Horak, Feldmarschallleutnant
7. November 1914

20. November 1914
Am 20. November 1914 wurden die endgültigen Richtlinien für die Sperre Klausen – Villnöß zur Errichtung der neuen Anlage Nafen – Teis erteilt. Das Deckblatt des entsprechenden Aktes ist nachstehend wiedergegeben.

In Anlehnung an diesen Akt erteilte das Gruppenkommando Bozen der Geniedirektion Brixen folgenden Befehl:
Auf Res. Nr. 1673 vom 22. Oktober 1914 wird im Anschluss die Stellungnahme des Gruppen-Kommandos Bozen zu obigem Bericht übermittelt. Das Militärkommando stimmt den dort gestellten Anträgen bei und sind dieselben für die Bauausführung als Grundlage zu nehmen. Betreffend den Punkt 4 obigen Berichtes der Geniedirektion wird bemerkt, dass als Bauleiter ein Offizier der Geniedirektion zu bestimmen ist. Fortifikation-Res. Werkführerassistent Josef Schmidt wäre die Detailausführung nach Angaben des Bauleiters zu übertragen. Die Beilagen sind nach Ausfertigung von Kopien zurückzuschicken. Der Bericht Res. Nr. 1085 vom 4. November 1914 wurde zustimmend zur Kenntnis genommen. Die gestellten Anträge werden gleichzeitig der G.D. Brixen als Grundlage für die Änderung bekannt gegeben. Ungeachtet der obigen Anordnung berichtet das k.u.k. Gruppenkommando Bozen in Sache „Sperre Klausen“ dem Militärkommando Innsbruck am 4. November 1914 folgendes, wobei die kritischen Einwände nicht zu übersehen sind: Die Sperre bei Klausen gibt zu Vieldeutigkeit mit Recht Anlass. Das seinerzeitige Gruppenkommando hatte Recht zur Verschiebung des linken Flügels über den Villnösserbach (aus taktischen Gründen) nur ist dort der linke Flügel wenig gesichert. Die Eisackbrücke bei der Haltestelle Villnöss ist weit und breit die einzige Verbindung für beide Ufer, und nur durch ein Verschieben auf die Höhe Gufidaun zu sichern. Dem Tschanberg muss nun Bedeutung für die Verwendung der äußeren Reserve beigelegt werden. Er sichert einerseits eine aktive Verteidigung, andererseits eine Verbindung mit dem Grödnertal. Da eine wirksame artilleristische Unterstützung für eine aktive Verteidigung vorzugsweise nur von Verdings her möglich ist, so muss der rechte Flügel bis dorthin vorgeschoben werden. Dass die Stellung bei Verdings mit der Flankenführung bei Latzfons zweifellos taktisch und fortifikatorisch besser ist als jene bei Feldthurns ist einzusehen, und doch kann auch auf letztere nicht verzichtet werden. Übrigens ist die Flügelanlehnung durch das Vorgehen bis Verdings eher besser als bisher, und ein nicht ungünstiges Angriffsterrain dem Gegner verwehrt. Es bleibt nur zu erwägen die Gefährdung des Klosters Säben, als historisches Baudenkmal, aber auch darin glaube ich, findet keine Verschlechterung der Lage statt. Wenn diese Erwägung zutrifft so folgt daraus, dass für Klausen ein System von Befestigungen nötig ist, welches den Aufgaben der Defensive und den Möglichkeiten einer Offensive Rechnung tragen muss, und stelle ich folgenden Antrag:Die bereits hergestellten Anlagen entlang des Zickerbaches sind zu belassen, da die dieselben für eine offensive Verteidigung von Wert bleiben, und somit als ____, mit vorübergehend ganz schwacher Besatzung dienen können. In der beiliegenden Skizze, aus einem früheren Akte, ist mit Bleistift der vorstehende Antrag angedeutet. Unterschrift: Scholz
- Belassung der bisherigen Anlagen mit Ausnahme jener entlang des Zickerbaches in der linken Gruppe, und Anlage der vorgeschobenen Stellung bei Verdings – St. Josef in der rechten Gruppe. (Der letzte Teil ist rot unterstrichen; A.d.V.) Eine Zwischengruppe mit direkter Talabsperrung westlich des Straßenbuges erachte ich als nötig. Deren Herstellung könnte aber bis zum Ernstfalle verschoben werden. Flankensicherungen sowohl bei Latzfons als auf dem Rücken über Garn, Emplacements (Stellungen) und Fahrwege für eine mobile Artillerieverwendung sowohl bei Feldthurns als bei Verdings, sind zu beachten.
- Die linke Gruppe (rot unterstrichen) hätte zu bestehen aus: a.) den Anlagen um Ort und Schloss Gufidaun und der Höhe westlich davon b.) den von der Geniedirektion beantragten, nördlich des Villnösserbaches
Auf der von Scholz angesprochenen Skizze ist sein Vorschlag, mit durchgehenden blauen Linien eingezeichnet, gut ersichtlich. Davon wurde allerdings nur der linkseitige Teil der Sperre Klausen – Villnöß, also vom Eingang des Villnößtales über Nafen bis Teis, realisiert. Die vorgeschobenen Stellungen rechtsseitig der Sperre, über Moar zu Viersch – Verdings – Latzfons, sind wahrscheinlich deswegen nie errichtet worden, weil die Front im 1. Weltkrieg weitab vom Eisacktal, im Trentino und in den Dolomiten, hielt. Er scheint sich mit zwei mobilen Artilleriestellungen im rechten Stellungsflügel zu begnügen, jener bei Verdings und der neu eingezeichneten Artilleriestellung zwischen Pedratz und Feldthurns.
21. November 1914
Am 21. November 1914 bestätigt Oberstleutnant Lempruch in seinem Schreiben an das Militärkommando Innsbruck, dass der Hauptmann des Geniestabes Hugo Brandmayer als Bauleiter für die Ergänzungsanlagen der Sperre Klausen – Villnöß bestimmt wurde und ihm als ausführendes Organ der Fortifikations-Werkführerassistent Josef Schmidt beigegeben wurde.
Weiters versprach Obstlt. Lempruch, dass die Bauarbeiten, wenn es die Witterung zuließe, noch im Jahr 1914 beginnen sollten.
Laut dem Bericht über den Stand der Befestigungsarbeiten der Geniedirektion Brixen wurde bei der Sperre Klausen -Villnöß inzwischen an jenen Vervollständigungen am rechten Flügel der Anlage gearbeitet, welche der Befestigungsbaudirektor bei seiner Inspizierung angeordnet hatte; die bestehenden einreihigen Hindernisse wurden überall verdoppelt.
28. November 1914
Im Bericht über den Stand der Befestigungsarbeiten der Geniedirektion Brixen meldete man, dass der neue linke Flügel der Sperre Klausen-Villnöß völlig ausgesteckt war und die Bauarbeiten am Montag, den 30. November, beginnen würden, und bemerkte dabei, dass die Beobachtungsstände im Sinne der Przemysler Erfahrungen in Beton ausgeführt würden.
4. Dezember 1914

12. Dezember 1914
Im letzten Bericht der Geniedirektion Brixen im Jahr 1914 ist in Bezug auf die Sperre Klausen – Villnöß zu lesen, dass man bei der Arbeit am linken Flügel bei Teis trotz der Schwierigkeiten, die durch Wetter und Terrain bedingt waren, gut vorangekommen war und man mit der Betonierung des Kopfschutzes in der darauffolgenden Woche beginnen konnte.
2015
Zu Jahresbeginn 1915 hatten sich die Arbeiten zur Verteidigung in Tirol aus verschiedensten Gründen stark verlangsamt. Einerseits fehlte es an Fachingenieuren, Arbeitskräften (zivile Arbeiterabteilungen, Kriegsgefangenen-Arbeiterabteilungen) und Sprengmitteln, andererseits war die Witterung mit Schneefällen, Schneetreiben und Kälte daran schuld.
Dies veranlasste Können-Horak als Landesverteidigungskommandant ein Bittschreiben an Franz Rohr, Organisator der Verteidigung gegen Italien, zwecks Abhilfe zu richten. G.d.K. Franz Rohr antwortete indem er versprach, Abhilfe zu organisieren.
10. Jänner 1915
Im Ausrüstungsbericht der Geniedirektion Brixen über die Arbeiten in der 2. Linie, Teis – Villnöß, war Hauptmann Brandmayer mit der Oberleitung betraut. Mit ihm arbeiteten weiters 1 Fortifikationsoffizier, 1 Landsturm-Ingenieur, 1 Fortifikationsbeamter, 40 Sappeure, 60 freiwillige Arbeiter, 2 Tragtiere, 2 Fuhrwerke.
Sie alle arbeiteten an folgenden Vorhaben:
- In den Kampfanlagen am Bau von 3 Stützpunkten mit teilweise betoniertem, teilweise hölzernem Kopfschutz; die Arbeiten waren ca. Ende Jänner als abgeschlossen anzusehen.
- Als Ergänzungsarbeiten hatte man den Barackenbau beim Stützpunkt unmittelbar nördlich von Teis eingeleitet. Die Hindernisse in der Breite von 6 m waren in Bau.
- Hinter der Linie arbeitete man an der Herstellung von Wegen.
- Der Zuschub an Hindernissen war zum Großteil durchgeführt oder teilweise bestellt und somit im Anmarsch.
Am 27. Jänner 1915 sandte das k.u.k. Militärkommando Innsbruck eine Denkschrift an das k.u.k. Kriegsministerium in Wien und zur Kenntnis an General Franz Rohr, in dem es bat, von einer Zuweisung von politisch unverlässlichen Arbeiterabteilungen aus anderen Gegenden Tirols (man meinte dabei jene aus dem südlichen Trentino; A.d.V.) an die Geniedirektionen Brixen, Trient und Riva abzusehen.
Dabei äußerte man die Befürchtung, dass diese auch Seuchen einschleppen könnten. Als Ersatz bat das Militärkommando Innsbruck um die Zuteilung von 1000 Arbeitern, die sicher von den überholten Befestigungsarbeiten in Bosnien entbehrlich wären. Schlussendlich beantragte man für Brixen eine zusätzliche Militär-Arbeiter-Abteilung in der Stärke von 280 Mann.
29. Jänner 1915
Laut Ausrüstungsbericht der Geniedirektion Brixen über die Arbeiten in der 2. Linie, Teis – Villnöß hatte Hptm. Brandmayer die Oberleitung der Bauarbeiten. An seiner Seite standen als leitendes Personal 1 Sappeuroffizier und 1 Landsturmpflichtiger Ingenieur. Als zugeteilte Arbeiter unterstanden ihm 130 Sappeure und Infanteristen sowie 120 freiwillige Arbeiter mit 10 Fuhrwerken.
Als Stand der Arbeiten meldete er:
- Bei den Kampfanlagen am linken Flügel waren in der Linie Haubenberg-Teis-Gufidaun (erste Nennung der Haube; A.d.V.) 5 Stützpunkte mit teilweise betonierten und teilweise hölzernen Kopfdeckungen in Arbeit. Die voraussichtliche Beendigung der Arbeiten wurde auf Mitte Februar verschoben. Der Zuschub von Hindernismaterial war zum größten Teil abgeschlossen, wobei diese Angaben für alle Anlagen Gültigkeit hatten.
- In den geschlossenen Stützpunkten wurden noch Ergänzungsarbeiten bei Kavernen oder Unterständen ausgeführt.
- Hinter den Stützpunkten der Befestigungslinie hatte man die Wegherstellung zum Haubenberg fertig und im Vorfeld arbeitete man an der Hindernisherstellung.
9. Februar 1915
Im Ausrüstungsbericht der Geniedirektion Brixen steht über die Arbeiten in der Sperre der 2. Linie folgendes:
Die Oberleitung hatte Hptm. Brandmayer, als leitendes Personal standen ihm 1 Fortifikationsoffizier und 1 Landsturmpflichtiger Ingenieur bei. Als Arbeiter waren 130 Sappeure und Infanteristen, zudem 200 freiwillige Arbeiter mit 10 Fuhrwerken im Einsatz.
Über den Stand der Arbeiten:
- Was die Kampfanlagen betraf, meldete er für das linke Eisackufer 5 Stützpunkte verteidigungsfähig und zwar:
1) Haubenberg Kote ¤ 1250; 2) Kote ¤ 1093; 3) Kote Δ 1027; 4) Ꙉ südlich Teis; 5) am Hang südlich † 814 ist der Kopfschutz in Arbeit; 6) Arbeiten beim Stützpunkt Hang südsüdwestlich † 814 m begonnen.
Die Hindernisherstellung hat eine durchschnittliche Breite von 6 m. - Ergänzungsarbeiten bei den Unterkünften in den Stützpunkten: ad 1 fertig; ad 2 begonnen; ad 3 in Arbeit.
Kaverne beim Stützpunkt: ad 3, 6m tief; ad 4, 5 m tief. - Im Vorfeld arbeitete man an einer Baum- und Strauchlichtung.
16. Februar 1915
Die Entstehung einer Kontroverse:
Mit Präs. Nr. 3220 wurde das k.u.k. Militärkommando Innsbruck in Sache Fehlendes wieder aktiv, wandte sich an General Franz Rohr und bat um die 1.000 beantragten Arbeiter aus Bosnien, zudem schlug man vor, die fehlenden 1.400 Arbeiter durch galizische Flüchtlinge abzudecken. Da ein großer Mangel an Sprengmitteln herrschte, schlug man die Reserven aus dem Ausland vor. Auch hatte man Sorge um qualifizierte Aufsichtspersonen unter den Sappeuren, da diese keineswegs ausreichten. Immer öfter wurden sie als Sprengstoffdetachements herangezogen und dies schwächte ihre Einheit zusehends. Weiter vermerkte man, dass die Absicht bestand, die Landsturm-Sappeur-Abteilung Nr. 1/14 in Bozen (siehe später), die zurzeit nur 50 Mann stark war, durch Zuweisung überzähliger Mannschaft aus den Ersatzkompanien S. 14 und P. 2 aufzustocken. (Genau diese wurden dann zu Ausbildungszwecken nach Teis entsandt; A.d.V.).
Das Militärkommando Innsbruck erhielt von General Rohr aus Wien eine auf den Antrag in Handschrift angefügte Antwort:
- Die bosnisch-herzegowinischen Dienstpflichtigen werden noch auf unbestimmte Zeit beim Militärkommando in Sarajevo verbleiben müssen. Man stellte aber in Aussicht, nordböhmische Arbeiter zur Verfügung stellen zu können, diese müssten aber dann als freiwillige Arbeiter angeworben werden und seien dann dem Kriegsdienstleistungsgesetz unterworfen.
- Was die Sprengmunition anbelangte, versprach das Kriegsministerium das möglichste zu unternehmen, um Abhilfe zu schaffen.
- Die Landsturm-Sappeur-Abteilung 1/14 wäre für besondere technische Arbeiten, wie Kommunikationszerstörungen oder Sprengungen, zu verwenden, eine Entnahme von Sappeure-Detachements für Befestigungsarbeiten aus dieser Abteilung scheine nicht zu ihrem Vorteil. Als Aufsichtsorgane für Arbeiter, Militärarbeiter usw. wären geeignete Patrouillenführer zu bestimmen, bei Zivilformationen Capos.
Eine weitere, am 19. Februar desselben Jahres handgeschriebene Anmerkung auf dem Originaldokument widersprach den obigen Anweisungen wie folgt:
Die Verwendung ziviler Aufsichtsorgane über die Arbeiterabteilungen bei den Befestigungsarbeiten habe schlimme Erfahrungen, wie beispielsweise Widersetzungen der Zivilarbeiter, gezeigt. Man könnte somit zur Aufrechterhaltung von Zucht und Ordnung und zur Förderung eines raschen Arbeitsfortschrittes vorläufig leider nicht von militärischen Aufsichtsorganen Abstand nehmen.
Unterschrift: unleserlich
In der letzten handgeschriebenen Anmerkung beendete Können-Horak, Kommandant des Militärkommandos Innsbruck, die Kontroverse so:
In Hinblick auf die nachstehend und im Berichte Präs. Nr. 3455/15 geschilderten Umstände wird der Heranziehung von Mannschaft der Landsturm-Sappeure-Abteilung 1/14 zu Aufsichtsdiensten bei Befestigungs- und Ausrüstungsarbeiten zugestimmt.
Datum: 6. März 1915
Unterschrift: Können-Horak, Feldmarschallleutnant
24. Februar 1915
Im Ausrüstungsbericht der Geniedirektion Brixen wurde zur Sperre der 2. Linie vermerkt:
Oberleitung: Hptm. Brandmayer
Leitendes Personal: 1 Fortifikationsoffizier, 1 Landsturmpflichtiger Ingenieur
Arbeiterstand: 136 Sappeure und Infanteristen, 210 freiwillige Arbeiter mit 8 Tragtieren und 7 Fuhrwerken
Stand der Arbeiten:
Bei den Kampfanlagen Vervollständigungsarbeiten in den Stützpunkten am linken Flügel. (Teiser Seite)
Was die Ergänzungsarbeiten betrifft ist in den Kavernen der Rohausbruch fertig. Sämtliche Unterkünfte in den Stützpunkten werden bis Ende Februar fertig sein. Die Herstellung von permanenten Hindernissen um die Stützpunkte und im Intervall (Zwischenraum von einer bis zur anderen Stellung; A.d.V.) schreitet voran.
1. März 1915
Anfang März erstellt Hauptmann Brandmayer ein Übersichtsdokument über abgeschlossene und noch zu vollendende Arbeiten an den Feldbefestigungen 2. Linie im Bereich der k.u.k Geniedirektion Brixen.

Am 1. März 1915 wird im Arbeitsbericht für die Kampfanlage Klausen-Villnöß folgendes festgehalten:
Stellung Feldthurns-Gufidaun:
Rekognosziert, projektiert: Feuerwerker Assistent Schmidt
Oberleitung: Oberstleutnant Lempruch
Bauleitung: Feuerwerker Festungsassistent Schmidt
Stellungen Theis – Haubenberg:
Rekognosziert, projektiert und Oberleitung: Hptm. Brandmayer
Bauleitung:
- 26. November 1914 bis 30 Jänner 1915
Feuerwerker Festungsassistent Schmidt - ab 30. Jänner 1915
Oberleutnant von Ettmayer.
Beginn der Arbeiten: 26. August 1914
Ende der Arbeiten: 8. September 1915
in flüchtigem, (also unsystematischem) Stil
Beginn weiterer, noch nicht vollendeter Arbeiten: 26. November 1914
9. März 1915
Im Ausrüstungsbericht der Geniedirektion Brixen über die Arbeiten in den Sperren der 2. Linie Klausen-Villnöß wurde folgendes geschrieben:
Oberleitung: Hptm. Brandmayer
Leitendes Personal: 1 Fortifikationsoffizier 1 Landsturmpflichtiger Ingenieur
Arbeiterstand: 136 Sappeure und Infanteristen, 240 freiwillige Arbeiter mit 22 Tragtieren und 7 Fuhrwerken
Stand der Arbeiten:
In der Kampfanlage Klausen-Villnöß sind die Stützpunkte am linken Flügel in Vervollständigung. Betonieren des Kopfschutzes. Herstellen von geräumigen Hindernissen um die Stützpunkte und in den Intervallen. Einige Ergänzungsarbeiten an den Unterständen in den Stützpunkten, welche meist schon benutzbar sind. In den Kavernen Ausarbeiten des Normalprofiles, Ausmauerung.
11. März 1915
In dem Bericht Präs. Nr. 5116, Ausrüstungsarbeiten – Vollendung, versuchte das Militärkommando Innsbruck dem Koordinator der Verteidigung gegen Italien (zukünftige Süd-West-Front; A.d.V), General der Kavallerie Franz Rohr, die Verzögerung bei der Errichtung der Feldstellungen in Tirol zu beschreiben und alle Erschwernisse aufzuzählen. Es räumte dabei auch Fehleinschätzungen ein:
Die in den General-Ausrüstungsentwürfen ermittelten Arbeitszeiten beruhten auf der Voraussetzung, dass anfangs zahlreiche freiwillige Arbeiter und elf Tage danach die Militärarbeiter-Abteilungen verfügbar sein würden. Tatsächlich bewegte sich die Zahl der Freiwilligen zwischen der Hälfte und einem Drittel der zu erwartenden, während die Militärarbeiter-Abteilungen wegen Mangel an Truppen sofort zum Truppendienst herangezogen werden mussten.
Die Minimal-Bauarbeiten gegen „Überfallartige Angriffe“ (im Original „Verfahren“; A.d.V.) dauerten anstatt 14 Tage fast das Doppelte bis Dreifache der Zeit, sie waren im allgemeinen bis Ende November beendet, was so auch bis Ende September 1914 gemeldet worden war.
Allerdings war dem Militärkommando Innsbruck schon im September klar, dass das erreichte Stadium nicht als Abschluss der Befestigungsarbeiten betrachtet werden konnte. Somit erging an die Geniedirektionen die Anweisung: „weitere Ausgestaltung der Intervalle, Verbreiterung der Hindernisse und Kavernenbauten“ zu vervollständigen und dadurch auf das Höchstmögliche zu bringen, welches ohne wesentliche Beschädigung von Kulturen und Gebäuden möglich war. Dabei mussten die Befestigungsarbeiten der 2. Linie ohne Störung der Arbeiten an der 1. Linie erfolgen. Sie wurden im Monat Oktober 1914 zum Teil beendet, zum Teil wegen Schneefällen unterbrochen. Weiters integrierte man die angeordnete Verwertung der Erfahrungen von Przemysl, Cattaro und Bileca. Zudem kamen unerwartete Neuanlagen wie z.B. am Creino und Biaena (Valle di Gresta, TN; A.d.V.) dazu, so dass alle Bautätigkeiten in ein neues Stadium traten. Darum musste ein neuer Beendigungstermin ermittelt werden. Das Militärkommando Innsbruck fixierte ihn für die dringendsten Arbeiten auf Ende Jänner 1915 und für alle anderen Arbeiten auf Ende Februar 1915.
Nun aber meldete sich die Natur mit Wetterkatastrophen wie Regengüssen, Stürmen und ungewöhnlich starken Schneefällen, welche jede Zeitplanung umwarfen. Deshalb musste am 3. Jänner gemeldet werden, dass der angestrebte Beendigungstermin von Ende Februar nicht einzuhalten war.
In dieser Zeit fehlte es zudem an allem, an Genieoffizieren, Arbeitern, Transportmitteln zum Transport der Hindernisbauteilen usw. Infolge dieser Hemmnisse und der Gewissheit, dass das Land in einem Alarmfall keine Zuschübe an Truppen erhalten würde, wurden die Arbeiten an vielen, im Süden Tirols sich befindenden Feldbefestigungen wie bei Serravalle oder am Pasubio stark reduziert oder sogar eingestellt.
Endlich, als mit den ersten Märztagen der Arbeitermangel behoben schien, der Materialzuschub wieder möglich und eine Wetterbesserung zu erwarten war, legte man die Beendigung der Arbeiten auf Ende März fest. Am Ende des Berichts meldete man: „… dass in dem Maße, als es die Verhältnisse gestatten werden, auch noch über die zuvor genannten Termine hinaus an Verbesserungen der Stellungen weitergearbeitet wird“.
Somit signalisierte das Militärkommando Innsbruck am Ende des Berichts weiterhin eine Terminverschiebung als möglich.
Datum 11. März 1915
Unterschrift: Können-Horak, Feldmarschallleutnant
Genaral Rohr bestätigte den Erhalt des Berichts am 1. April 1915 mit seiner Unterschrift auf dem Originaldokument.
24. März 1915
Ausrüstungsbericht der Geniedirektion Brixen über die Arbeiten in den Sperren der 2. Linie, Teis-Villnöß, Verdings:
Oberleitung: Hptm. Brandmayer
Leitendes Personal: 1 Sappeure-Fortifikationsoffizier, 1 Landsturmpflichtiger Ingenieur
Arbeiterstand: 90 Sappeure und Infanteristen, 230 freiwillige Arbeiter mit 22 Tragtieren und 6 Fuhrwerken
Stand der Arbeiten:
In den Kampfanlagen wird die Betonierung der Kampfstellungen in den Stützpunkten am linken Flügel (Teiser Seite) fortgesetzt, mehr als die Hälfte der Anlagen sind schon verteidigungsfähig und die Hindernisse meist fertig.
Was die Ergänzungsarbeiten betraf, waren die Kavernen im Rohausbau fertig, die Unterstände teils fertig, teils in Vollendung.
9. April 1915
Im Arbeitsrapport über den Stand der Genieausrüstung im Bereich der Geniedirektion Brixen nannte Hauptmann Brandmayer für den linken Flügel der Stellung Klausen – Villnöß (Teiser Seite) sechs Hauptstützpunkte samt ihrem Ausrüstungsstand (heute Baufortschritt; A.d.V.).

24. April 1915
Im Arbeitsrapport vermerkt Hauptmann Brandmayer unter Theis – Verdings folgendes:

6. Mai 1915
Dass der Geniedirektion Brixen zu diesem Zeitpunkt noch Hindernismaterial fehlte, ist aus einem Schreiben des Kriegsministerium ersichtlich, worin eine Lieferung von 45 Waggons mit Hindernisstäben aus 20 mm Rundeisen angekündigt wird. Ein Teil dieser Lieferung dürfte dann, wie wir sehen werden, nach Teis gelangt sein.
Hauptmann Brandmayer bestätigte nach Kenntnisnahme am 12. Mai 1915 das Schreiben.
Am 23. Mai 1915 erklärt Italien Österreich-Ungarn den Krieg
Weitere Männer verließen ihre Dörfer und Städte und gingen zur Verteidigung an die Süd-West-Front, aber immer dort, wo es möglich war, baute man an den Verteidigungsanlagen der 2. Linie weiter, oft auch nur mit reduzierter Mannschaft. Noch war nicht klar, ob die Italiener die dünngesäte Verteidigung der Tiroler durchbrechen würden oder nicht. Erst mit dem Eintreffen des Deutschen Alpenkorps wurde die Front gegen Italien sicherer und einigermaßen stabilisiert.
29. Mai 1915
Dass auch in der Sperre Teis-Verdings, wie die Sperre Klausen – Villnöß immer öfter bezeichnet wurde, noch nicht alles Nötige zum Ausbau der Feldbefestigungen angekommen war bzw. einiges erst im Laufe des Frühjahrs geliefert wurde, beweist die von Anna Reiserer, Kronenwirtin in Klausen, am 29. Mai 1915 ausgestellte Rechnung über einen Transport von Hindernismaterial in die Stellungen bei Teis.
Rechnung der Anna Reiserer, Kronenwirtin in Klausen, über einen Transport von Hindernisstäben samt dazugehöriger Quittung.
Interessant sind auch die auf den Dokumenten verwendeten Lokalstempel:
jener der Geniedirektion Brixen und der weitaus seltenere der
k.u.k. Militär-Bauleitung Teis


Eines der wenigen uns bekannten Fotos zur Sperre Teis – Verdings: Es zeigt vier vor einem soeben errichteten Drahthindernis sitzende Offiziere. Die zwei auf der rechten Seite sind Landesschützen, beim 2. Offizier von links könnte es sich um den Bauleiter Oblt. Ettmayr handeln. Bemerkenswert ist die Bauart des Hindernisses, das aus normalem Draht und Stacheldraht errichtet wurde.
21. Juni 1915
Im Ausrüstungsbericht der Geniedirektion Brixen über die Arbeiten in den Sperren der 2. Linie, Teis-Verdings, steht klar geschrieben:
Teis: am linken Flügel sind Vervollständigungsarbeiten im Gang.
Verdings-Feldthurns: am rechten Flügel ruht die Arbeit vorläufig, wird jedoch, nach Maßgabe des Freiwerdens der Arbeitskräfte am linken Flügel, wenn auch verlangsamt, wieder in Fluß kommen. Die Arbeitskräfte wurden nach Landro umgeleitet.
In allen anderen Anlagen der 2. Linie schreiten die Arbeiten befriedigend vorwärts.
In den drei letzten bekannten Ausrüstungsberichten der Geniedirektion Brixen vom 23., 25. und 27. Juni 1915 kann man eine gewisse Enttäuschung Hptm. Brandmayers über „soviel unnütz geleistete Arbeit“ erkennen.
23. Juni 1915
Teis – Klausen, von wo eine Arbeiterabteilung nach Landro abkommandiert werden mußte. Doch wird seit zwei Tagen immerhin auch am rechten Flügel dieser Anlage – Position Verdings, gearbeitet. Ansonsten keine wichtigen Veränderungen, die Arbeiten schreiten überall gleichmäßig vorwärts.
27. Juni 1915
Ich (Hptm. Brandmayer A.d.V.) musste nach Stern mit der Bestimmung zur Bildung von Trägerkolonnen. 5 Arbeiterabteilungen mit zusammen 1020 Mann. Die Sperre Teis, linker Flügel verteidigungsfähig. Alter rechter Flügel ebenso (gemeint sind dabei die Stellungen vom rechten Eisackufer über Feldthurns nach Garn.; A.d.V.). Neuer rechter Flügel erst im Baubeginne (hier meinte er wohl die nie gänzlich verworfenen Pläne von Feldthurns bis nach Verdings; A.d.V.).
25. Juni 1915
Ausrüstungsbericht der Geniedirektion Brixen über die Arbeiten in den Sperren der 2. Linie, Teis-Villnöß, Verdings,
letzter aufgefundener Eintrag:
Hier ruht die Arbeit, da die Arbeitskräfte abgezogen wurden und dies im Allgemeinen.
Die Verteidigungsfähigkeit ist jedoch durchgehend erreicht!
Gearbeitet wird nur noch, mit Bewilligung seiner Exzellenz, des Kommandeurs des Deutschen Alpenkorps!
(G.d.A. Konrad Krafft von Dellmensingen; A.d.V.)

Eine der letzten Anmerkungen zu den Stellungen Garn – Teis findet man am 1. August 1915 auf einer Landkarte, die den Stand der Verteidigungsbauten in Tirol zusammenfasst.
Detail aus der oben genannten Übersichtskarte mit den Stellungen zwischen Teis und Garn. Darauf ist der linke Flügel, Gufidaun – Teis, mit roter Farbe als fertig und der rechte Flügel, zwischen Garn – Verdings – Leitach, in blau eingezeichnet, noch in Projektierung. Die hinteren, bereits realisierten Stützpunkte zwischen Feldthurns und der Klamm scheinen überhaupt nicht mehr auf.
Zusammenfassender Rückblick
Um Missverständnisse zu vermeiden sei angemerkt, dass in den Dokumenten die Feldstellungen von Klausen bis Teis zu verschiedenen Zeiten mit unterschiedlichen, den jeweiligen Arbeitsorten angepassten Namen aufscheinen:
- Sperre Klausen – Gufidaun
- Sperre Klausen – Villnöss
- Sperre Teis – Feldthurns
- Sperre Klausen – Teis
- Sperre Teis – Verdings, um nur einige zu nennen.
Zur Frage, wieviele Personen nun letztendlich an der Sperre Klausen – Teis gearbeitet haben, biete ich folgende Übersicht:
Erste Übersichtstafel

Zweite Übersichtstafel:
für den Monat Juni, und zwar vom 6. bis 24. Juni 1915, konnte der Arbeiterstand in der Sperre Teis – Verdings genau ermittelt werden.

Laut meinen bis heute getätigten Recherchen hat es in der Sperre Klausen – Teis keine Landsturmarbeiter oder Kriegsgefangene gegeben, welche an den Verteidigungsanlagen gebaut hätten; sehr wohl aber Angehörige der Geniedirektion Brixen, freiwillige Arbeiter (z.B. Klausner Intelligenz), Arbeiter, welche dem Kriegsdienstleistungsgesetz unterworfen waren, Sappeure und zur Ausbildung entsandte Kaiserjäger-, Landesschützen- und Standschützenzüge.
Abschließend kann man behaupten, dass die k.u.k. Heeresleitung und die Tiroler Landesverteidigung an einer Talsperre bei Klausen fast 90 Jahre lang (1833 bis 1916) planten und zuletzt auch feldmäßig bauten. Infolge unterschiedlicher Ansichten in der Planungskommission, wegen der Befestigungsprioritäten in den weiten Ebenen Galiziens sowie im nicht ganz befriedeten Bosnien-Herzegowina und nicht zuletzt aus Geldmangel wurden die Anlagen jedoch nie gänzlich realisiert.
Aus heutiger Sicht kann man von Glück sprechen, dass ein solcher Plan im Brixner Raum schlussendlich nie verwirklicht werden konnte. Wer nämlich weiß, mit welchen Stadtentwicklungs-Schwierigkeiten und wirtschaftlichen Einschränkungen Trient als Festungsstadt in der k.u.k.-Zeit zu kämpfen hatte, muss dankbar sein, dass Brixen mit seiner näheren Umgebung von derartigen militärischen Vorhaben weitgehend verschont blieb.